Die Brunnen am ESAF – eine Entstehungsgeschichte
Wir alle kennen die Bilder am Rand der Sägemehl-Ringe an einem Eidgenössischen: Die Schwinger netzen sich, spritzen sie sich kühles Wasser ins Gesicht. Sie tauchen ihre starken Arme ins Nass. Alles geschieht an diesem Brunnen.
Auch am ESAF 2025 Glarnerland+ wird es Brunnen geben. Vier Stück aus Weisstanne und Eiche. Wir berichten hier laufend über deren Entstehung.
Prächtige Weisstanne aus Quarten liefert das Holz für die ESAF-Brunnen
Eine etwa 125-jährige Weisstanne aus einem Wald der Ortsgemeinde Quarten liefert das Holz für die vier ESAF-Brunnentröge. Nach dem Fällen werden die vier Meter langen Stammabschnitte abtransportiert, einige Wochen gelagert und dann weiterverarbeitet. Für die geschnitzten Brunnenfiguren wird dann Eichenholz verwendet.
Beim Fällen wird nichts dem Zufall überlassen
Es ist der 17. Dezember 2024, ein Fälldatum, das nicht zufällig gewählt ist. Das Fällen um den kürzesten Tag herum garantiert, dass das Holz möglichst trocken ist. Die ausgewählte Weisstanne im Wald oberhalb von Quarten bietet einen imposanten Anblick. Sie ist etwa 125 Jahre alt und um die 40 Meter hoch. Weisstannen eignen sich besonders gut für die Verarbeitung, weil das Harz in der Rinde eingelagert ist und so das Holz nach dem Schälen harzfrei ist.

Präzisionsarbeit ist gefordert
Das Fällen der eindrücklichen Weisstanne erfordert von den beiden Forstwarten der Ortsgemeinde Quarten, Rainer Kohler (Vorarbeiter) und David Aggeler, volle Konzentration, soll der Baum doch möglichst genau in eine vorgegebene Schneise fallen. Zuerst muss ein Drahtseil einige Meter oberhalb des Bodens um den Stamm gelegt werden. Dieses wird über eine Umlenkung mit einer an einem Traktor angebrachten Seilwinde verbunden. Dann wird etwa einen Meter ab Boden auf der Fallseite des Stammes ein Keil herausgesägt, der bis in die Mitte des Stammes geht.



Eindrückliche Geräuschkulisse
Mit einem extralangen Schwert an der Kettensäge wird dann von der Rückseite her der Fällschnitt angebracht. Als die Seilwinde anzieht, geht ein Zittern durch den Baum und dann ertönt sekundenlang ein eindrückliches, lautes Ächzen, bevor die Weisstanne mit lautem Knall am Boden aufschlägt. Dass der Baum fast genau dort zu liegen kommt, wo es geplant war, zeigt, mit welcher Umsicht der Vorgang von den beiden Waldarbeitern umgesetzt worden ist. Im Anschluss wird die Weisstanne entastet und dann werden die vier je vier Meter langen Rugel herausgesägt, welche für die Brunnentröge Verwendung finden werden.



Weiterverarbeitung Ende Januar
Nach dem Abtransport aus dem Wald werden die schweren Rugel bis Ende Januar 2025 gelagert und dann geschält, abgedeckelt und ausgehöhlt. Anschliessend erfolgt der Transport nach Mols, wo der Motorsägenkünstler Thomas Jud ansässig ist. Er wird die Brunnenfiguren aus Eichenholz herstellen. Danach werden die Figuren mit den Trögen zusammengeetzt. Drei der vier Brunnen sollen innerhalb der Glarnerland-Arena aufgestellt werden, einer im Athletendorf.
Als Film festgehalten
Wir haben dieses Ereignis nicht nur fotografiert, sondern auch gefilmt. Schau rein.
Vom Rundholz zum Brunnentrog
Mit viel handwerklichem Geschick und einem gerüttelt Mass an Erfahrung wird in mehreren Schritten aus einem Tannenrugel ein Brunnentrog. Die drei beteiligten Forstwarte der Ortsgemeinde Quarten sind stolz darauf, einen wichtigen Beitrag zum ESAF 2025 Glarnerland+ leisten zu dürfen.
Beim Abdeckeln fallen wertvolle Bretter an
In einem ersten Schritt schälen die Forstwarte den rund vier Meter langen Rugel sauber und sägen an beiden Enden eine schmale Scheibe ab, in der sich Schmutz und Steinchen angesammelt haben. Anschliessend wird das etwa eineinhalb Tonnen schwere Rundholz auf einen Sägeschlitten gehievt. Viel Genauigkeit und Geschick erfordert das maschinelle Absägen von mehreren etwa 3.5cm dicken Brettern, bis eine gut 60cm breite ebene Fläche entsteht, in die später die eigentliche Wasserwanne hineingesägt werden kann. Die beim Abdeckeln gewonnenen Bretter sind kein Abfallprodukt, sondern können gut weiterverwendet werden, denn sie sind fast astfrei.


Kräftezehrende Handarbeit
Nun folgt ein Schritt, der wohl nur mit viel Kraft, Geschicklichkeit und Erfahrung erfolgreich durchgeführt werden kann. Rainer Kohler bringt all dies mit, hat er doch schon rund 25 Holzbrunnen hergestellt. Nachdem er ein Rechteck von etwa 40 auf 270cm eingezeichnet hat, was der Oberfläche der rechteckigen Wasserwanne entspricht, geht es ans freihändige Sägen mit der Motorsäge. Als einziger Anhaltspunkt dient eine Markierung auf dem Sägeschwert, die den 30cm Tiefe der Wanne entspricht. Rainer Kohler sticht mit der aufheulenden Motorsäge senkrecht ins Holz und führt mit sicherer Hand die zwei Aussenschnitte und einen Mittelschnitt über die gesamte Länge der Wanne. Nachdem das Sägemehl weggewischt ist, wird das eindrücklich präzise Resultat sichtbar.


Carvingschwert, Spalthammer und Höhler kommen zum Einsatz
Nun fehlen noch die alle fünfzehn Zentimeter erfolgenden Querschnitte, die anschliessend mit einer Motorsäge, die mit einem feinen Carvingschwert ausgerüstet ist, noch verfeinert werden. Die Längs- und Querschnitte lassen Holzquader entstehen, die aber an der Unterseite noch mit dem Stammholz verbunden sind. Mit präzisen Schlägen des Spalthammers löst Rainer Kohler sie aus dem Holz, sodass die Wanne immer klarer sichtbar wird. Dann kommt der Höhler zum Einsatz, mit dessen Hilfe der Boden der Wanne bearbeitet wird, bis er einigermassen gleichmässig erscheint. Bewusst wird aber am Boden eine gewisse Struktur belassen, die zum Charakter des verwendeten Holzes passt.




Markbohrung, Schleifen und Wässern
Um die Spannung im Holz zu verringern, bohrt Rainer Kohler an den beiden Enden des fast fertigen Brunnentrogs das Mark aus dem Holz. Anschliessend werden die Bohrlöcher mit Holzzapfen wieder verschlossen. Nun folgt noch das Schleifen der Oberfläche des Trogs und der Innenwände der Wanne. Bevor der Transport der Brunnentröge in die Werkstatt des Figurenschnitzers erfolgen kann, müssen die Brunnentröge noch gewässert werden. Schon jetzt lässt sich aber sagen, dass die Tröge eine Augenweide sind.


Auch in bewegten Bildern
Die Dynamik dieses Teils der Entstehung der Brunnen möchten wir euch nicht vorenthalten.