Die Schwinghose – sie widersteht jedem Bösen
Gleich vorweg: Die Schwinghosen für das ESAF 2025 Glarnerland+ werden weitestgehend in der Schweiz hergestellt. Das ist einzigartig und macht uns stolz. Die Firma SwissFlax GmbH aus Willadingen im Kanton Bern und Karin Ochsner, Sattlerin aus Netstal im Kanton Glarus, machen das möglich.
Bevor wir ins Detail gehen
Die Schwinghosen sind schon immer aus Flachs gewobenem Stoff genäht worden. Entgegen der Baumwolle wächst Flachs auch in der Schweiz, in unserem Fall im Emmental.
Flachs eignet sich zudem besser für die Schwinghosen als Baumwolle, da Leinen stärker und widerstandsfähiger sind. Zudem sind Leinen bekannt für ihre Atmungsaktivität und die Fähigkeit, Feuchtigkeit gut zu absorbieren. Denn wir wissen, auch bei Regen müssen die Schwinger in den Sägemehlring.
Was den Flachs aus der Schweiz aber auch auszeichnet, ist der Umstand, dass die ESAF-2025-Schwinghosen aus Schweizer Flachs etwas weicher sind, jedoch genug robust für jeden Schwingergriff.
Seit 2010 müssen die Schwinger zwei unterschiedliche Schwinghosen tragen. Der eine trägt beige Schwinghosen, also wie die Naturfarbe der Leinen, und der andere trägt dunkelbraune. Der Zwilchstoff wird hierfür entsprechend gefärbt. So ist auch von Weitem sichtbar: Der Schwinger in den hellen Hosen, ist derjenige, der im Alphabet zuerst genannt ist.
Also Leinen los für die Schwinghosen am ESAF 2025 Glarnerland+.
Mit Schweizer Flachs fängt alles an
Leinsamen sind das Saatgut für den Flachs, der auch in der Schweiz angebaut wird. Europa ist mit seinen klimatischen Bedingungen besonders geeignet für den Flachsanbau, weil es immer wieder feucht sein sollte.
Der Flachs wiederum ist der Rohstoff für die Schwinghosen, welche aus einem reissfesten Stoff, der sogenannte Zwilch, genäht werden. Der Flachs für unsere Schwinghosen wächst im Emmental. Der Zwilch ist ein strapazierfähiges, doppelfädig gewebtes Leinengewebe. Dabei entlehnt man sich dem Begriff aus dem Mittelhochdeutschen «zwilch» für «zweifädig». Genau richtig für unsere «Bösen», welche im August 2025 um den Königstitel kämpfen.

Die Samen werden Anfang April mit präzisem, maschinellem Arbeiten gesät. Nach einem Monat sind die Pflanzen 5 bis 12 cm lang. Die Blütezeit beginnt Mitte Juni und die Flachsfelder sind mit Blumen in der Farbe des Himmelblaus erfüllt.


Mitte Juli beginnt die Ernte des Flachs. Die Halme werden maschinell mit samt der Wurzel ausgerissen und abgelegt. Nach einigen warmen und trockenen Tagen werden die Leinsamen geerntet und am gleichen Tag getrocknet. Die Flachshalme bleiben auf dem Feldboden und trocknen in der Sonne. Von Zeit zu Zeit muss der Flachs gewendet werden, um die Qualität der Leinenfasern zu garantieren.


Mit einer Rundballenpresse – wie wir er es beim Pressen von Siloballen auf Heuwiesen kennen – wird das Flachsstroh gebündelt. Speziell dabei ist, dass das Bündel mit Naturfaserschnüren so gebunden wird, dass es einfach wieder abgerollt werden kann.
Nach dem Abrollen wird das Aufschliessen vorgenommen. Dabei wird durch maschinelles Brechen der holzige Teil von den Fasern getrennt.


So ist der Faserbast etwas verfeinert. Der Schweizer Schwungflachs wird anschliessend in mehreren Schritten gekämmt, bis er wie helles Haar zu einer Endloskarde zusammengeführt wird. Die Leinenfasern werden veredelt, zu Leinengarn gesponnen und auf 1.5–1.6 kg Spulen aufgewickelt.

Quelle der Bilder oberhalb: Swiss Flax GmbH, Willadingen
Und so entstehen dann unsere Schwinghosen
Für das ESAF 2025 Glarnerland+ schneidert die Glarner Sattlerin Karin Ochsner je 50 beige und dunkelbraune Schwinghosen, die mit dem Festlogo bedruckt und geschmückt sind.
Für Karin Ochsner ist das Herstellen von Schwinghosen Neuland. Sie hat sich dieses Handwerk selber angeeignet und profitiert von ihrer grossen Berufserfahrung, denn sie stellt viele Glockenriemen, Gürtel, Portemonnaies oder Hirthemden her.
Vier verschiedene Nähmaschinen werden für die ESAF-Schwinghosen benötigt. Zudem auch spezielle Maschinen für die Lederbearbeitung, die Lochung und den Zuschnitt. Aber ohne Handarbeit geht es nicht. Karin Ochsner geht bei ihrer Arbeit sehr effizient vor: Jeden Arbeitsschritt nimmt sie “grad” für alle 100 Hosen vor, also quasi seriell. Der Fokus auf die Qualität ist damit gesichert.




Und dann ist es so weit: Karin Ochsner überreicht dem Bereichsleiter Sport und Botschafter für das ESAF 2025 Glarnerland+ Geni Hasler die fertigen Schwinghosen. Das Fest kann also in dieser Hinsicht kommen. Die Hosen sind bereit und werden sicherlich jeden Kampf der Bösen überstehen.

Quelle der Bilder oberhalb: Taria Hösli
Organisatorisches und Logistisches
Die SwissFlax GmbH mit Sitz in Willadingen (BE) hat sich der Slow-Fashion verschrieben, der nachhaltigen Textilverarbeitung. Ihr Unternehmen besteht seit 2014 und sie führen zusammen mit Landwirten 7,5 Hektaren Flachsfelder im Emmental im Kanton Bern.
SwissFlax steht für Schweizer Qualität und verfolgt das auch in jedem Prozess.
Leider können nicht alle Produktionsschritte zum fertigen Stoff in der Schweiz absolviert werden. Man ist auf das europäische Ausland angewiesen, weil schlicht Produktionsstätten in der Schweiz fehlen. Trotzdem wird bei einer Schwinghose 80% der Wertschöpfung in der Schweiz generiert. In Holland wird der Flachs geruht und gebrochen (Aufschliessung). Gesponnen wird in Polen und Litauen. Danach kommt das Garn wieder in die Schweiz und der Stoff wird in Langenthal bei der Création Baumann gewoben. Anschliessend wird der Stoff in Wiler bei Utzenstorf gelagert und kann ab Laufmeter für Kunden zur Verfügung gestellt werden. Aber auch das Leinengarn wird von SwissFlax an Schweizer Webereien, Stickereien und Textilanbieter vertrieben.
Ernährungsphysiologisches
Aus Leinsamen wird Flachs. Sie sind aber auch eine gesunde, vegane Proteinquelle, jedoch darf sie roh nicht in grossen Mengen zu sich genommen werden. Empfohlen wird pro Tag maximal zwei Esslöffel Leinsamen (ganz oder geschrotet) und maximal zwei Esslöffel Leinöl. Man kann es gut in die Ernährung einbauen wie als Topping auf Müesli, Joghurt oder Salat. Am besten nimmt man Leinsamen zum Kochen und Backen.
So hilft er dem Schwinger auch für den Muskelaufbau, da es Abwechslung in die proteinreiche Ernährung des Schwingers bringt.