Portrait von Leuzinger Martin, Kampfrichter Platz 6

39-jährig

verheiratet, zwei Kinder

wohnt in Maseltrangen (SG)

ist Maurer

Will Tradition fairer Glarner Kampfrichter am ESAF fortsetzen

Der seit einiger Zeit im Gasterland wohnhafte, jedoch gebürtige Molliser, Martin Leuzinger will am ESAF die Serie guter Glarner Kampfrichterleistungen fortsetzen. Leuzinger ist im Glarner Schwingerverband Kampfrichter, dazu auch Technischer Leiter und gilt als stiller Chrampfer.

Zum Schwingen fand Martin Leuzinger durch seinen um drei Jahre älteren Bruder Kaspar. Die Trainings der Jungschwinger leitete damals Hansjürg Küng, eine ehemalige namhafte Grösse im Glarner Unterland. «Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Buebeschwinget. Ich verlor sämtliche Gänge. Doch mit der Zeit folgten die ersten Erfolge und Zweiggewinne, dadurch stieg auch die Freude» 2001 wechselte er ins Lager der Aktiven und schon zwei Jahre später realisierte er seinen ersten und einzigen Kranz. Dieser war wohl nicht für ihn gerechnet, bezwang er doch in Schwellbrunn am Appenzeller Kantonalen keinen Geringeren als den einheimischen Emil Signer. Leuzinger war trainingsfleissig, technisch beschlagen und talentiert, doch die Verletzungshexe durchstrich seine Pläne. Am Toggenburger Verbandsschwingertag 2004 in Niederglatt renkte er sich die Schulter aus. Zwar probierte er es wieder, doch schon im Training verspürte er beim Grifffassen wieder Schmerzen, weshalb der Auftritt im Frühjahr 2004 sein letzter Wettkampf für immer war.

Doppelfunktion

Mit dem Schwingen blieb der Molliser aber immer verbunden, er verfolgte das Geschehen und mit Einsätzen an Jungschwingertagen lancierte er seine Kampfrichterlaufbahn. «Noch heute amte ich gerne an Jungschwingertagen», sagt einer, der mittlerweile zuoberst angekommen ist, was das Kampfrichterwesen anbelangt. 2008 amtete erstmals an einem Kantonalen der Aktiven. An der HV 2017 kam er in den Klubvorstand des SK Niederurnen. In November 2021 kam noch das Amt des Technischen Leiters auf kantonaler Ebene dazu. «Eigentlich wollte ich beim Kampfrichter bleiben. Doch nach einem kurzfristigen Rücktritt im Kantonalvorstand kam Präsident Rolf Figi auf mich zu. Und weil ich einer bin, der nie Nein sagen kann, wurde ich zum Technischen Leiter gewählt.»


Ob fürs Kampfrichtern oder als Technischer Leiter: Martin Leuzingers Devise lautet: «möglichst viele Schwingfeste zu besuchen.» In seinem Amt steht er oftmals im Mittelpunkt. «In jenem Mandat muss man Freude haben und man muss mit Kritik umgehen können», betont er. Einen Anlass geht er trotzdem unbelastet an. «Ich versuche vor einen Einsatz locker zu bleiben und widme mich am Samstag der Familie. Häufig gehe ich meinem Bruder helfen auf dem Bauernhof, wobei ich auch gleich mit meinem Vater übers Schwingen referieren kann. Das ist meine beste Vorbereitung auf den Sonntag.» Das Amt bringt es mit sich, oftmals muss er dafür die Sonntage hergeben. «Ohne Verständnis meiner Frau könnte ich dieses Amt nicht ausüben, dafür bin ich ihr dankbar.»

Fünf NOS-Kampfrichter

Am Eidgenössischen 2019 in Zug war er Ersatzkampfrichter, 2022 in Pratteln stand er zwei ganze Tage lang auf Platz zwei im Einsatz. Mit dem Zuschlag für Mollis war für den oberhalb von Mollis aufgewachsenen Turnerschwinger klar – «dort will ich in irgendeiner Form dort dabei sein. Hätte es mit der Nomination als Kampfrichter nicht geklappt wäre es jedoch auch kein Weltuntergang für mich gewesen.» Nebst ihm sind noch vier weitere Nordostschweizer in Mollis im Einsatz: Der Zürcher Oberländer Matthias Stahel, der Schaffhauser Pascal Gurtner, der Thurgauer Reto Hürlimann und Ivo Zwingli aus dem benachbarten Gaster. Es ist also keine Selbstverständlichkeit zu den fünf auserkorenen Kampfrichtern aus den insgesamt sieben NOS-Kantonen zu zählen.

Publikum und Medienwelt ausgesetzt

Seine Wünsche ans ESAF sind einfach. «Ich hoffe, dass wir nicht in der Kritik stehen. Dann haben wir nämlich vieles richtig gemacht.» Denn ein Kampfrichter steht meist dann im Mittelpunkt, wenn es zu einem strittigen Entscheid kommt. Dass man dabei schon mal sprichwörtlich der Verleider bekommen kann, dass kam auch bei ihm schon vor. «Am Nordostschweizerischen 2017 in Herisau beschimpfte mich nach einem Spitzengang ein Innerschweizer Zuschauer aufs übelste. In einer solchen Situation fragt man sich schon, wofür mache ich diesen Job überhaupt? Sonntag für Sonntag von morgen früh bis 17 Uhr auf dem Platz stehen und dies bei jedem Wetter und am Ende wird man noch beschuldigt.» Ironie der Vorfalles: Eine Woche später auf der Rigi entschuldigte sich der ausfällig gewordene Fan bei ihm, und gab nach Konsultation der Fernsehbilder Leuzinger recht für seinen Entscheid.

Lange Glarner Kampfrichter-Tradition

Die Aufgabe ist für die Kampfrichter mit dem medialen grossen Interesse in jüngster Vergangenheit schwieriger geworden. «Die Kameras sind seit den vielen Live-Übertragungen ein echtes Problem geworden. Passiert einmal ein Fehler wird es anschliessend medial hochgepuscht. Das finde ich schade.» Die Dreierteams für die die sieben Plätze am ESAF sind bereits zusammengestellt. Martin Leuzinger wird mit dem Obwaldner Christian Imfeld und dem Walliser Marco Amacker auf Platz sechs seines Amtes walten. Dazu haben sind gemeinsam zwei Einsätze in genau jener Zusammensetzung vor dem Saisonhöhepunkt. Am Freiburger sowie auf der Schwägalp richtern sie in der gleichen Zusammenstellung. «Mein französisch ist nicht gut, doch zum Glück kann der Walliser Deutsch», meint der Glarner Kampfrichter zu seinem Südwestschweizer Pendant am Eidgenössischen. So oder so: Martin Leuzinger wird in Mollis, seinem Heimatdorf versuchen eine lange Tradition guter Glarner Kampfrichter fortzusetzen. Vor ihm amteten zur vollsten Zufriedenheit Werner Rhyner, Elm, (2013/2016), Josef Hämmerli, Niederurnen, (2007/2010), und Hansruedi Hauser, Elm (2001/2004). Will heissen: In den letzten acht Austragungen (2019 als Ersatz) war immer ein Glarner Kampfrichter mit von der Partie, wobei es total nur 21 Plätze gibt, wovon fünf für den NOS-Verband.

Zum ESAF 2025 sagt Martin: «Ich hoffe dass Petrus mitmacht, auf eine positive Ausstrahlung des Festes und, dass wir Kampfrichter nicht in der Kritik stehen.»