Portrait von Oertig Adrian, Betreuer der Auslandschwinger

44-jährig
verheiratet, zwei Kinder
wohnt in Goldingen (SG), aufgewachsen auf dem Ricken (SG)
ist gelernter Pöstler, jetzt Sakristan und Hauswart bei der kath. Kirche Eschenbach
Wenn im Gebiet zwischen Rapperswil, Ricken und Walensee ein Schwingfest zu organisieren ist, dann ist Adrian Oertig mit Sicherheit mit Rat und Tat dabei. Am ESAF 2025 Glarnerland+ betreut er die Auslandschwinger und ist im Gabenteam mit dabei.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Als Adrian Oertig am Rickenschwinget 2017 nach 28 Jahren die Schwinghosen an den Nagel hängte, lag eine erlebnisreiche Karriere hinter ihm. Dass er mit Schwingen begann, war kein Zufall, waren doch auch sein Vater und sein Onkel im Sägemehlring aktiv. Obwohl er nie wie sein Cousin Dominik Oertig den Status eines „Bösen“ erreichte, kann sich seine Ausbeute sehen lassen. Adrian Oertig erkämpfte 40 Kränze, nahm an sechs eidgenössischen Schwingfesten teil und gewann sowohl den Rapperswiler Verbandsschwingertag 2008 in Schänis als auch den Gonzenschwinget 2013. Mit 1.74m zählte Oertig zu den kleineren Schwingern und musste sich darum eine ausgefeilte Defensivtechnik zulegen. Er galt deshalb als eher unangenehmer Gegner, was er allerdings eher als Kompliment ansah. Obwohl er mit seinem Abschneiden an den eidgenössischen Anlässen nicht ganz zufrieden ist, zieht Adrian Oertig ein positives Fazit seiner Karriere: „Die Einmärsche bei den Eidgenössischen Schwingfesten waren Gänsehautmomente, die ich nie vergessen werde. Daneben hat mir das Schwingen vor allem auch viele Kontakte und Freundschaften eingebracht, die geblieben sind.“
Laufbahn als Funktionär
Nach seiner Aktivlaufbahn ging es für Adrian Oertig nahtlos mit Funktionärsjobs weiter, zuerst als Versicherungskassier in seinem Schwingverband Rapperswil und Umgebung und seit 2019 als Präsident. Schon 2016 wurde er in den Vorstand des St. Galler Kantonalen Schwingerverbandes gewählt, in dem er momentan Vizepräsident ist. Seit Jahren ist Oertig auch als J+S-Coach im Nordostschweizer Schwingerverband tätig und ist damit verbunden Mitglied der Ausbildungskommission des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Als wäre das nicht genug, ist er zudem OK-Mitglied des Rapperswiler Nachwuchs- und Verbandsschwingfest und des Rickenschwingets. Auch das ESAF 2025 Glarnerland+ braucht gute Leute, also bringt Oertig seine Erfahrung als Betreuer der Auslandschwinger und als Mitglied des Gabenteams ein. Damit er auch in Zukunft nicht aus der Übung kommt, ist er als Vizepräsident bereits an der Arbeit für das St. Galler Kantonalschwingfest 2026 in Schmerikon und in gleicher Funktion für das NOS 2028 in Rapperswil-Jona. „So viele gute Leute arbeiten bei all diesen Anlässen ehrenamtlich mit – das gibt mir auch wieder Energie!“
Ein Kanada-Kranz mit besonderen Erlebnissen
Adrian Oertig redet voller Begeisterung vom kommenden Grossanlass im Glarnerland+. „Dass es kritische Stimmen gibt, ist bei einem Anlass dieser Grösse normal, das muss man akzeptieren.“ Sein Betreuer-Job für die zwei Kanadier und teilweise für die vier Amerikaner, die am ESAF Glarnerland+ in Mollis teilnehmen werden, hängt auch damit zusammen, dass er selbst schwingerische Kanada-Erfahrung hat. Im Jahr 2005 erkämpfte er sich an einem Fest dort einen der nur drei vergebenen Kränze und lernte dabei die Familie Badat kennen. „Bei der Siegerehrung wurde ich aufgefordert, mir eine Ehrendame aus dem Publikum auszusuchen,“ meint Oertig lachend. Die Eltern von Thomas Badat, des einen teilnehmenden Kanadiers, stammen aus Uznach und Hinwil. Passend ist auch, dass beide Kanadier schweizerdeutsch sprechen. Alle sechs Gastschwinger marschieren separat in die Arena ein und geniessen dann Gastrecht im Zelt der Nordostschweizer. Sonst werden die vier englischsprachigen Amerikaner aber von Urs Gwerder betreut, der aus dem Muotathal stammt und in den USA lebt. Adrian Oertigs Job besteht vor allem darin, den Informationsfluss sicherzustellen, für die Tickets der Angehörigen zu schauen und alle Formalitäten zu erledigen, falls die Schwinger vor oder nach dem ESAF noch an einem anderen Schwingfest teilnehmen wollen. „Auch wenn die Gastschwinger mit den Einheimischen nicht mehr mithalten können wie früher, sind sie eine grosse Bereicherung. Ich bin froh, dass der ESV weiterhin unterstützt, dass sie teilnehmen können!“
Familienzeit ist knapp
Mit all den Verpflichtungen ist Frei- und Familienzeit rar geworden. „Als die Kinder noch klein waren, konnte ich sie zum Teil in den Trainingsalltag einbauen. Ich habe den Schlitten mit den Kleinen einfach den Hang raufgezogen, das war auch Konditionstraining. Jetzt habe ich vor allem Sitzungen.“ Es ist Adrian Oertig ein Anliegen zu betonen, wie wichtig das Verständnis seiner Frau und auch seiner Kinder für seine zeitintensiven Nebenbeschäftigungen ist. Ohne diese Rückenstärkung wäre sein Engagement nicht möglich. Der gemeinsam verbrachten Zeit muss Sorge getragen werden und sie muss fix eingeplant werden. Seinen Hobbys nachzugehen oder Sport zu treiben, das liegt momentan kaum drin. „Es hat auch Vorteile, wenn ich so wenig Zeit habe. Ich komme meistens nicht dazu, die Tagesschau zu schauen und mache mir deswegen auch weniger Sorgen um das Weltgeschehen,“ meint Oertig leicht ironisch.
Und zum Schluss noch dies: „Ich hoffe auf zwei geniale Wochen, wenn der Gabentempel eröffnet ist und dann auf drei grandiose Festtage mit genialem Schwingsport und viel Emotionen und Hühnerhaut!“