Portrait von Schnyder Jakob, Fähnrich

71-jährig

verheiratet, drei erwachsene Kinder

wohnt in Netstal

ist Landwirt und Viehhändler

Jakob Schnyder übernimmt am Festakt vom ESAF den Banner des Eidgenössischen Schwingerverbandes vom OK Pratteln. Die nächsten drei Jahre führt der Viehhändler den Fahnen bei jeder Veranstaltung auf Stufe ESV.

Jakob oder «Köbi» Schnyder kennt man weit herum und auch er kennt sehr viele Leute. Eigentlich stammen die Schnyders aus Turnkreisen aus dem Turnverein Netstal, wo er auch Ehrenmitglied ist. Zum Schwingen fand der mittlerweile 71-Jährige nach der Lehre via Bauernkameraden, die schon schwangen. Köbi schwang mit zahlreichen gleichaltrigen Namen wie Hans Hefti, Jost Hösli, Werner Figi, Fritz Zimmermann oder Fritz Zopfi. Seinen grossen Tag hatte er am Glarner-Bündner 1975 in Ennenda, als er im sechsten Gang Jürg Oetiker bezwang und den einzigen Kranz seiner Laufbahn gewann. Das Glarner und das Bündner Kantonale bestritt er immer und sicher drei Mal auch das NOS-Verbandsfest, welches für ihn Karrierehöhepunkte darstellten. Insgesamt konnte er aber berufsbedingt an wenig Kranzfesten teilnehmen, da er schon in den jungen Jahren mit seinem Vater auf der Alp Aueren hoch über dem Klöntalersee den Sommer verbrachte.

Kantonalfähnrich seit 1991

Nach Beendigung seiner Laufbahn kam er in den Klubvorstand, dem er über 20 Jahre angehörte. Währen 16 Jahren präsidierte er den Schwingklub Glarus-Mitteland und auch dem Bergschwinget Klöntal OK gehörte er an. Mit dem Amt des Fähnrichs vom Glarner kantonalen Schwingerverband kam eine weitere Aufgabe auf ihn zu. Schnyder hatte bereits Erfahrung als Fähnrich des Turnverbandes an der Linth sowie im TV Netstal. «Vermutlich konnte mein Vorgänger an einem Anlass einmal nicht teilnehmen und man bestimmte kurzerhand mich, so hatte ich auf einmal den Fahnen in der Hand. Wie und wann genau ich zu diesem Amt im Glarner Schwingerverband kam weiss ich gar nicht mehr», hält Schnyder Revue. Es war nach Recherchen 1991 und er ist somit bereits stattliche 34 Jahre im Amt mit dem Kantonalfahnen. Nun fasst er nun aber ein noch höheres Amt. Er übernimmt vom Baselbieter Kranzschwinger und Fähnrich vom OK 2022 in Pratteln, Meinrad Spiess, die Fahne des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Eine grosse Ehre, wie er betont. Schnyder rechnete gar nicht damit und er drängte sich auch nicht vor. «Schliesslich bin ich bereits über 70ig und entgegnete auf die Anfrage: sie sollen doch einen jüngeren dafür bestimmen. Doch wahrscheinlich habe ich mein Amt immer pflichtbewusst ausgeführt, darum fragte Hansruedi Hauser, Präsident des Trägervereins, mich an.»

Pflichtbewusst

Schnyders Aufgaben sind sämtliche Veranstaltungen auf Stufe ESV zu besuchen wie Kilchberger, Unspunnen, oder den Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag 2027. In drei Jahren wird er die Fahne währendes des Festaktes nach dem fünften Gang dem nächsten OK, Thun, übergeben. Aufgebahrt wird die Fahne im Rathaus in Glarus. Jene des Kantonalverbandes hat er bei sich Daheim in Netstal und Köbis Frau Hedy schaut gut zu ihr. Zum Fahnen gehören der Tragriemen und die entsprechende Kleidung. Köbi legt Wert darauf, wie er daherkommt, er trägt bei Auftritten in der Regel die Glarner Festtagstracht. Bei einer Beerdigung gehört auch der Trauerflor dazu. An Beerdigungen gehört der Fahne dazu, wenn ein Aktiv- oder Ehrenmitglied verstirbt. Köbi nimmt seine Aufgabe ernst. «Oftmals sind es traurige Anlässe, wenn ein Ehrenmitglied oder Aktivschwinger zum letzten Geleit begleitet werden muss. Man ist in der Pflicht seine Aufgabe ernst zu nehmen.» Sind es auch oftmals traurige Momente, so gibt es nachher auch meist aufmunternde Worte. «Es gibt eigentlich keine Beerdigung, wo mein Auftritt nicht verdankt wird. So gesehen ist es auch ein dankbares Amt.» Der Fahne, für Schnyder ist er ein Schutzpatron. «Wenn man unter dem Banner steht, hat er für mich eine Art schützende Wirkung. Blickt man auf alte Kriegsfehden und Schlachten zurück, immer war eine Fahne dabei. Ich trage ihn aus Überzeugung und Tradition zu unserem Sport.»

An allen Fronten tätig

Schnyder hat in seinem Amt schon so einige spezielle Sachen erlebt. «Am Eidgenössischen Schwingfest 2013 in Burgdorf erkannte mich während des Festaktes mit dem Fahnen ein Urner Festbesucher wieder, den ich seit der Rekrutenschule vor 40 Jahren nicht mehr sah.» Köbi ist ein Mann an allen Fronten. Er führte in Netstal, im Rollerguet, einen Landwirtschaftsbetrieb, dazu war er im Sommer auf der Alp Aueren, die man nur via eines beschwerlichen, steilen Aufstieges von her Netstal erreicht. Dort hinauf geht er noch heute, sei es zum Helfen beim Zäunen, oder einfach um seinen gleichnamigen Sohn zu unterstützen. Bekannt ist er auch auf den Strassen als «lebende Tiere», wo er Vieh in den Schlachthof oder ins Tierspital führt. Er war Gemeinderat von Netstal, ist leidenschaftlicher Jasser und Jäger und verkauft um die Weihnachtszeit Christbäume. Er ist nebst dem Schwingen auch mit den Schützen und dem Turnverein eng verbunden. Dazu diente und dient er in diversen Organisationen wie der Schlachtviehgenossenschaft, der Braunviehversicherung und und und. Köbi ist quasi ein Netstaler Dorforiginal. In seiner Zeit als Aepler und wenn er fürs Schwingen unterwegs war, war ihm seine Gattin Hedy oftmals eine Stütze beim Heuen. «Mein Amt als ESV-Fähnrich ist mit meiner Frau abgesprochen. Muss ich mit dem Fahnen in den Kanton Bern oder in die Westschweiz an eine Beerdigung reisen, das habe ich meiner Frau versprochen, gehen wir zu zweit und machen wir zwei Tage daraus mit Übernachtung. Schliesslich sind wir pensioniert.»

Zum Eidgenössischen Schwingfest 2025 Glarnerland+ meint er: «Es ist schon imposant in der Arena eines Eidgenössischen zu stehen. Mich kennen jetzt schon viele Leute und als Fähnrich des Eidgenössischen Schwingerverbandes wohl noch mehr. Ich freue mich auf viele neue Begegnungen.»