Er schaut für das Wohl des ESAF-Siegerstieres

(geschrieben von Jakob Heer)

Aufgewachsen ist Bert Horner in den Ennetbergen. Vater Fritz bewirtschaftete im Trogen ein 8,5 Hektaren Betrieb. In den Anfangszeiten war dort oben alles noch Handarbeit: das Mähen, wie auch das Eintragen des dürren Heues. 1980 konnte der Vater auf Altenoren die Alp Wangen übernehmen. Auf Altenoren ob Linthal gilt es zu unterscheiden zwischen drei Alpen oder im Fachchargon drei Senten, das heisst drei verschiedene Landwirte sömmern auf Altenoren ihr Vieh. Diese drei Alpen heissen Wangen, Ahorner/Chrumlaui und Chäsboden/Altstaffel und befinden sich alle auf dem gleichen Gebiet, am Südhang des Chamerstockes auf dem Weg zur Claridenhütte. In den Jahren 1980 und 1981 war Bert Horner bei seinem Vater auf der Alp Wangen zAlp. Daneben arbeitete er bei der Ketrag als Chauffeur. 1983 war das einzige Jahr, wo Bert Horner nicht Bauer war. 1984 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit zusammen mit seiner Ehefrau Ruth. Mit einem einzigen Tier, einem Ryfkalb, bekam er als eigenständiger Landwirt in Mitlödi ein kleines Stück Boden, den Giplen, zugesprochenen. In der Folge kamen immer mehr kleine Teile in Glarus, Ennetbühls, Ennenda sowie in den Ennetbergen dazu, die er bewirtschaften konnte und sich so ein Standbein als selbstständiger Landwirt aufbauen konnte.

Noch heute dankbar

Die Alp Wangen hatte der Vater mittlerweile Berts Bruder Franz übergeben. 1993 konnte Bert Horner eine der anderen beiden erwähnten Alpen in jenem Gebiet, die Alp Chäsboden, pachten. Daran erinnert er sich noch genau. «Am 7. Mai 1993 unterschrieb ich den Pachtvertrag bei der Gemeinde Ennenda.» Doch zu diesem Zeitpunkt hatte er bei der Ketrag noch einen Arbeitsvertrag. «Mein Chef wusste, dass mir das Aeplerleben mehr behagt als der Beruf des Chauffeurs. Ihm bin ich noch heute dankbar, lies er mich doch 14 Tage nach der Vertragsunterschrift gehen.» Seither ist Bert Horner auf Chäsboden zAlp. Stolze 30 Jahre lang. Seit diesem Frühling ist Sohn Sämi der Chef, Bert hat den Betrieb seinen beiden Söhnen Peter und Sämi übergeben. Dies wurde intern ins Detail besprochen, müssen doch zwei Familien davon eine Lebensgrundlage besitzen. So wurde im Jahr 2018 der Stall Hornerhof, ein neuer grosser Anbindstall, an der Bleichestrasse, exakt genommen im «Waldschlössli», oberhalb von Glarus erstellt. Im «Waldschlössli» hatte vorher Fritz Trümpy, der Schwiegervater von Bert Horner einen Landwirtschaftsbetrieb. Sohn Peter bewirtschaftet die Wiesen im Tal, Sämi ist mit dem Vater auf der Alp. Ehefrau Ruth ist berufstätig und kommt meist am Freitagabend hoch. «Sämis Freundin kommt zwischendurch auch unter der Woche hoch», bemerkt der Vater mit einem Schmunzeln. Nebst den beiden Söhnen, die beide Landwirt lernten, besitzen die Horners auch noch zwei Töchter Franziska und Monika. Beide sind sie verheiratet. Insgesamt zehn Grosskinder machen das Familienglück perfekt. Da habe ich Beschäftigung, bemerkt der Grossvater voller Freude. Und auch für den Stier sind die Kinder gut. «Ein Stier gewöhnt sich an Kinder. Dass ist ein Mitgrund, dass «Zibu» einen so zahmen Charakter hat», weiss der Grossvater zu berichten.

Bert Horner mit dem Siegermuni ZIBU auf der Weide

Verantwortlich für «Zibu»

Bert Horner ist Züchter des bekannten Vierbeiners, der am 31. August 2025 an den neuen Schwingerkönig geht und kürzlich auf den Namen «Zibu» getauft wurde. «Das war damals ein Handschlag», erinnert er sich. Bert kannte den OK-Präsidenten vom Eidgenössischen 2025 Glarnerland+, Jakob Kamm, aus gemeinsamer Vorstandstätigkeit bei der Milchgenossenschaft. «Köbi sagte schon damals, das Eidgenössische gehöre einmal in Glarnerland.» Als nach vielen Jahren der Vorbereitungsphase es am 6. März 2021 soweit war und die Glarner Bewerbung den Zuschlag erhielt, nahm Bert das Telefon und fragte bei Jakob Kamm nach, ob der Handschlag von damals noch gelte. «So ist es», antwortete Kamm und somit war klar, dass der ESAF-Siegerstier aus dem Betrieb der Familie Horner kommen wird. «Ich hatte immer Stiere und mit einer Ausnahme, als einmal einer meine Frau Ruth angriff, nie Probleme mit ihnen» sagt der Landwirt, der für «Zibus» Wohl zuständig ist. «Zibu hat einen guten Charakter, doch vor einen Stier ist in jeder Situation der nötige Respekt entgegenzubringen.»

ZIBU mit Bert Horner an der Muni-Taufe am 31. August 2023

Erfolgreicher Sohn

Die Verbindung zum Schwingsport ist aber nicht zur via Jakob Kamm zustande gekommen, sondern auch von daher, dass seine beiden Söhne schwangen. Der jüngere, Sämi, ist noch immer aktiv. Peter war sehr erfolgreich im Sägemehl und gewann 2016 in Estavayer-le-Lac den eidgenössischen Kranz. Er beendete 2017 seine Laufbahn. Vater Bert jedoch hat nie selber geschwungen. «Zu meiner Chauffeurstätigkeit in den 80-er Jahren fuhr ich das Sägemehl an den Klöntaler Bergschwinget und erhielt einen Gratiseintritt als Gegenleistung. Dabei hat es mir den Aermel reingezogen.» Sohn Peter ist in der Folge über seinen Onkel This Trümpy zum Schwingen gekommen und Sämi über seinen älteren Bruder.

Vielseitiger Beruf

Bert Horner ist Aepler mit Leib und Seele. Seit dem Frühling haben beide Söhne Peter und Sämi den Betrieb von Bert und Ruth Horner in einer Gemeinschaft übernommen. Was eine Entlastung für Bert ist und ihn mit Stolz erfüllt. «In den 31 Jahren seit ich hier oben bin habe ich keine zehn Mal im Tal geschlafen. Höchstens einmal vor einem Schwingfest mit weiter Anreise, bin ich schon am Samstag ins Tal gefahren.» Er geht zwar regelmässig Sohn Peter bei der Heuernte tagsüber helfen, doch am Abend zieht es ihn wieder hoch nach Chäsboden.  Die Arbeiten auf der Alp und im Tal werden unterstützt durch die Familie und vielen Freunden und Helfer. Dies sind unter anderem das Melken der Kühe, die Herstellung von Alpkäse, was vollumfänglich Berts Revier ist, Unkraut oder Stauden schneiden, im Vorsommer Zäune erstellen und nach der Alpsaison wieder abbauen, oder das Heuen. Dies ist nicht von unwichtiger Bedeutung, kann es doch schon einmal vorkommen, dass es einen Wintereinbruch gibt, liegt doch höchste Punkte der Alp auf 2100 Meter über Meer (der unterste auf 1350 M.ü.M).

Alpabfahrt und Viehschau

Der Aeplerberuf ist ein strenger Beruf mit früher Tagwache, dafür verbringt man viel der Arbeitszeit in der freien Natur umgeben von einer tollen Aussicht und inmitten einer herrlichen Berglandschaft. Insgesamt sind sie auf Chäsboden für das Wohl von 50 Kühen, 20 Rindern und einigen Schweinen besorgt. Ein jährliches Highlight ist die Alpabfahrt. «Für den schönen Kopfschmuck der Tiere sind die Hände unserer weiblichen Familienmitglieder von Wichtigkeit», betont Bert. Dabei laufen die Tiere von Chäsboden zuerst hinab in die Reitimatt nach Linthal, wo sie geschmückt werden und von dort nach Glarus. Einige Zeit später, anfangs Oktober, laufen sie mit einem Teil ihres Viehbestandes wiederum zu Fuss vom Hornerhof im Waldschlössli hinab an die kantonale Viehschau auf den Landsgemeindeplatz. Dies auf vielseitigen Wunsch.