Unsere «Bösen»

Ein Artikel von Köbi Heer zu den «Bösen» aus der Region Glarnerland+.

In der 128-jährigen Geschichte des Eidgenössischen Schwingerverbandes gab es seit der Verbandsgründung 1985 insgesamt 37 Eidgenossen aus dem Verbandsgebiet Glarnerland+. Am erfolgreichsten, was Eidgenossen betrifft, war der Schwingerverband Rapperswil mit 13 Eidgenossen. Aus dem Rayongebiet, welches das ESAF 2025 organisiert, stammen viele Schwingergrössen, jedoch gab es noch nie einen Schwingerkönig.  

Insgesamt erkämpften sich die Schwinger aus der Region Glarnerland+ in der 127-jährigen Geschichte seit dem 1. Eidgenössischen 1895 in Biel 76 eidgenössische Kränze, verteilt auf 37 Schwinger. Der Schwingerverband Rapperswil und Umgebung brachte es auf 13 Eidgenossen, der Glarner Kantonale Schwingerverband auf neun (sechs Schwingklub Niederurnen, drei Schwingklub Glarus), der Schwingklub Mels auf acht und der Schwingklub March/Höfe auf sieben eidgenössische Kranzschwinger.

Der Königstitel blieb dem Einzugsbiet bislang verwehrt, doch hat es mit Eugen Hasler einen Erstgekrönten und mit Karl Oberholzer und Kurt Schneiter zwei weitere Schlussgangteilnehmer von Eidgenössischen gegeben. Den total 76 eidgenössischen Kränzen sei angemerkt, dass Karl Oberholzer, Ernst Willi sen. und Jakob Steinmann einen Teil ihrer Erfolge für die Zürcher Farben, Josef Sutter für die Appenzeller, Gustav Siegrist für den Stadtverband St. Gallen und Bruno Jutzeler für den Stadtklub Luzern erschwangen. Dies infolge beruflichen Wegzugs.

Hasler – der Erfolgreichste

Der erfolgreichste Schwinger war Eugen Hasler, welcher 1989 in Stans Erstgekrönter wurde. Die Bezeichnung «Erstgekrönter» deswegen, weil er nach sieben Gängen einen derart grossen Vorsprung aufwies, dass er selbst durch verlorenen Schlussgang nicht mehr von der Spitze zu verdrängen war. Weil der haushohe Favorit Eugen Hasler den Schlussgang gegen den damals 18-jährigen Lehrling Adrian Käser tatsächlich verlor, wurde Käser im Nidwaldner Kantonshauptort sensationell Schwingerkönig, Hasler punktgleich im Rang 1b Erstgekrönter. Hasler stand sechs Jahre später in Chur nochmals im Schlussgang eines Eidgenössischen (Niederlage gegen Thomas Sutter). Zudem gewann der Märchler 1990 den prestigeträchtigen Kilchberger Schwinget. 

Hasler und Sutter im illustren Kreis 

Hasler ist auch einer von zwei Schwingern aus jener Region, welche die Schallmauer von 100 Kränzen durchbrachen. Hasler brachte es auf 101 Kränze, wovon fünf eidgenössische. Auf exakt 100 Kränze brachte es Josef Sutter aus Siebnen (heute in Steinach lebend). Rekordhalter in jener Statistik ist Schwingerkönig Arnold Forrer mit 151 Kränzen. Was eidgenössische Kränze (sprich Kranzgewinn am nur alle drei Jahre stattfindenden Eidgenössischen Schwingfest anbelangt) gleichauf mit Hasler sind Karl Oberholzer, Jakob Schlittler und Ruedi Suter.

Der gebürtige Uznacher Karl Oberholzer gewann ebenfalls fünf Mal die höchste Auszeichnung im Schwingsport. Schlittler war der erfolgreichste Glarner Schwinger aller Zeiten an eidgenössischen Anlässen, nur liegt dies schon eine Weile zurück. Auch der Niederurner brachte es auf fünf eidgenössische Kränze. Erfolgreichster Melser war Ruedi Suter, welcher als Vierter im Bunde zu fünf eidgenössischen Kränzen gelangte. Mit vier eidgenössischen Eichenlauben folgt Kurt Schneiter.  

Meli unerreicht 

Drei eidgenössische Eichenlaube besitzen August Brunner, Kaltbrunn, Bruno Fäh, Benken, Franz Schatt, Kaltbrunn, Ernst Willi sen. Mels, Manfred John, Mels und Roger Rychen, Mollis. Letzterer (noch aktiv) kann diese Erfolgsbilanz gar noch ausbauen. Die beiden Rapperswiler, Oberholzer und Schneiter, standen dabei der höchsten Auszeichnung sehr nahe. Oberholzer stand 1961 in Zug im Schlussgang gegen Karl Meli und Schneiter wiederum 1980 in St. Gallen gegen Ernst Schläpfer. Rekordhalter in jener Statistik ist Karl Meli, der mit neun Eidgenössischen Kränzen wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufstellte.  

Oberholzer zweimal nahe dran 

In den Schlussgang eines Anlasses mit eidgenössischem Charakter schafften es nebst Hasler, der 1990 am Kilchberger obenausschwang, auch Peter Jutzeler sowie Karl Oberholzer. Oberholzer stand am Kilchberger 1957 gegen den Berner Hans Münger im Schlussgang, verlor diesen aber wie auch jenen fünf Jahre später am Eidgenössischen in Zug. Der Näfelser Peter Jutzeler stand ebenfalls an einem Kilchberger in der Endausmarchung (1962), musste den Sieg aber dem Luzerner Hans Bühler zugestehen.

Schwingerische Anlässe mit eidgenössischem Charakter sind der Kilchberger Schwinget und der Unspunnen-Schwinget, welche nur alle sechs Jahre stattfinden und wo im Gegensatz zum Eidgenössischen keine Kränze abgegeben werden. Dazu gibt es noch Anlässe mit eidgenössischem Charakter ohne chronologische Reihenfolge. Ein nächster solcher Anlass steht mit dem Jubiläumsfest «125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband» 2024 in Appenzell an (wegen Corona vom 2021 ins 2024 verschoben).

Früher waren dies Propaganda, Gedenk, EXPO oder Schwingfeste zu Gunsten verunfallter Schwinger, welche nationalen Charakter besassen und in unregelmässigen Abständen stattfanden. Dabei siegte Jakob Schlittler am Propaganda-Schwinget 1937 in Bellinzona. Und der Kaltbrunner Franz Schatt erreichte den Schlussgang am 500-Jahr-Schwinget «Schlacht bei Murten» anno 1976.